Wasserlichtorgel

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Wasserspiele in Deutschland

Panta rhei – alles fließt. Das wussten schon die alten Griechen und meinten es als Sinnbild des Lebens.

Lebendig ist, wer sich bewegt. Und das nicht nur im buchstäblichen Sinne. Sind Körper, Geist und Seele im Fluss, kommt man überall hin. Wie das Wasser, das sich seinen Weg sucht, wo es auch ist. Indem es ständig in Bewegung ist.

Wasser kann viel. Es wird tanzend zu Kunst. Malt Bilder, zeichnet Musik in rhythmischen und musikalischen Mustern. Zur Nacht in schönen Farben und buntem Licht. Steht also auch in seiner Kunstform für das Lebendige. Und als Elixier fürs Leben.

Ein Wasserlichtspiel bei Nacht.
© © Maximilian Buddenbohm

Wie hier die Wasserlichtspiele im Park Planten und Blomen. Die nicht nur wunderschön anzusehen sind. Sondern auch für Entspannung und Wohlbefinden nach einem anstrengenden Arbeitstag sorgen. Außerdem eine schöne Möglichkeit bieten, mit Freunden und Familie eine angenehme Zeit zu verleben. Und das nun schon für so eine lange Zeit. Ich bin als Hamburgerin damit aufgewachsen. Und auch Generationen vor mir kannten sie schon als Kind.

Aber auch überregional. Und das gar nicht so selten. Zum Beispiel die Wasserspiele der Herrenhäuser Gärten in Hannover, die ebenfalls eine lange Tradition besitzen. Oder die in der Eremitage Bayreuth. Die Wasserspiele in der Grotte im Schloß des Königs Ludwig II. von Bayern. Und last but not least die Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe, die seit neuestem auch eine imposante Lichtshow besitzen.

Ein antikes Wasserhebewerk.
© © Frank Aussieker

Die Wasserkunst der Herrenhäuser Gärten existiert schon seit dem 17. Jahrhundert. Sie verfügt über imposante Wasserräder und Pumpen, ist ein herausragendes technisches Denkmal und war eine echte Herausforderung für die Entwickler und Erbauer jener Zeit. Vor allem die Wasserversorgung der großen Fontäne und der zahlreichen Wasserspiele stellte ein echtes Problem dar. Der Fontänenmeister Cadart brachte seinerzeit alles in Gang, kapitulierte aber vor dieser Aufgabe. 1696 kam der Philosoph und Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibnitz auf die Idee, die Leine aufzustauen, eine Verbindung zum Garten aufzubauen und den Fall des Flusses für ein Wasserhebewerk zu nutzen. Der englische Ingenieur John Benson brachte diese Idee 20 Jahre später zur technischen Perfektion.

Ein Wasserspiel in einem Park.
© © HMTG

Die barocken Wasserräder und Pumpen erfuhren 1870 eine komplette Erneuerung und sind immer noch voll funktionstüchtig. Gerade hat die Anlage eine langjährige Sanierung hinter sich. Und man kann die Wasserspiele mit Glockenfontäne, Großer Fontäne, Fächern und barocken Spielereien wieder in vollen Zügen genießen.


Historische Aufnahme eines Wasserspiels.
© © Bayerische Schlösserverwaltung / Fotoarchiv

Als barocke Parkanlage, die ebenfalls über imposante Wasserspiele verfügt, ist auch die ab 1715 entstandene historische Eremitage in Bayreuth zu nennen. Hier finden Wasserspiele sowohl drinnen als auch draußen statt. Und man kann sie in einem Rundgang durch das Gelände nacheinander bewundern.



Antike Figuren in einem Brunnen, die Wasser speien.
© © Bayerische Schlösserverwaltung / Fotoarchiv

Angefangen in der oberen Grotte vor der Orangerie mit Wassergöttern, Nymphen und Delphinen. Weiter in der unteren Grotte mit phantasievollen Fontänen in unterschiedlichen Größen. Bis hin zum Grottenturm des Alten Schlosses, in dem sich die ganz besondere Kunst markgräflicher Wasserspiele zeigt. Denn die Idee und Umsetzung geht zurück auf die Markgräfin Wilhelmine, die 1735 Schloß und Refugium von ihrem Gatten Markgraf Friedrich geschenkt bekam. Sie konnte ihrer Phantasie freien Lauf lassen und schon im Vorwege angelegte Wasserspiele avantgardistisch weiterentwickeln. Auch hier kamen seit jeher die nötigen Wasserreserven aus einem benachbarten Fluss, dem Roten Main, der die Eremitage von fast allen Seiten umfließt. Wasserturm und geniale Wassertechnik sorgen bis heute für eindrucksvolle Schauspiele. Wie auch für die kunstvolle Kaskade zum Roten Main hin, die wohl den Höhepunkt der dortigen Wasserkunst bildet.

Ein Schloss mit einem Wasserspiel in einem prächtigen Garten
© © Veronika Freudling

Wie märchenhaft das Element Wasser sein kann, zeigt die Wasserwunderwelt König Ludwigs II. (1842-1886) von Bayern. Neben vielen anderen Schlössern baute er sich das Schloß Linderhof und versah den Schloßgarten mit unterschiedlichsten Wasserspielen, die einem begegnen, wohin man sich auch bewegt. Vor dem Eingang des Schlosses befindet sich das große Wasserbecken, aus dem regelmäßig die große Wasserfontäne von 22 m aufsteigt. Auch hinter dem Schloß gibt es einiges zu sehen. Von seinem Schlafzimmerfenster aus hatte Ludwig II. einen direkten Blick auf eine Wasserkaskade, die Wasser auf zahlreichen Treppen herabfließen lässt bis hinunter zu einem Brunnen mit Neptunfigur, wo das Wasserschauspiel seinen Endpunkt hat. Und auch überall sonst in der Gartenanlage säumen kleine Wasserspiele den Weg.

Eine Grotte mit einem historischen Gemälde.
© © Bayerische Schlösserverwaltung / Fotoarchiv

Die Krönung der Installation ist jedoch die Venusgrotte, eine künstliche Tropfsteinhöhle. Es wurden aufwendige Wasserleitungen verlegt, die den großen befahrbaren See, aber auch einen Wasserfall und zahlreiche Hochbecken mit Wasser versorgen. Es gab sogar eine Wellenanlage. Also ist die Idee des Wellenbades gar nicht so neu. Eine Heizung aus versteckten Kachelöfen sorgte dafür, dass der Grottensee bis zu 34 Grad erhitzt werden konnte und somit zum Badesee wurde. Für eine geeignete und notwendige Luftzirkulation wurden komplizierte Rohrleitungen verbaut. Hier kommt zum Wasser auch das Licht ins Spiel. In der Grotte gab es eines der ersten Elektrizitätswerke, das schon kurz nach der Erfindung das Dynamoprinzip nutzte, um die Grotte mit Lichteffekten und bunten Farben zu beleuchten.

Die Grotte selbst gilt als Höhepunkt der Illusionsarchitektur König Ludwigs II. Er ließ dort einerseits den 1. Akt der Oper Tannhäuser in Szene setzen. Daher der Name Venusgrotte, da der Venusberg der Schauplatz des 1. Aktes dieser Oper ist. Andererseits wurde das Motiv der blauen Grotte von Capri nachempfunden. Deswegen wird sie auch „blaue Grotte“ genannt. Eine spektakuläre Anlage, die einen entführt in eine wunderschöne und phantasievolle Märchenwelt. Ludwig II. wird nicht umsonst der Märchenkönig genannt.

Auch die Wasserspiele in Kassel entführen den Besucher in eine beeindruckende Wasserwelt. Dem Lauf des Wassers folgend erwartet einen im Bergpark Wilhelmshöhe eine spannende Inszenierung. Auf einem Spaziergang von ca. 2, 3 Kilometern.

Ausgangspunkt ist der Herkules, der auf einem Oktogon thront. So nennt sich die dortige Grottenanlage, die die Form eines Achtecks hat. Sie wird von zwei Wassertreppen umschlossen, die in Kaskaden vom Riesenkopfbecken bis hinunter zum Neptunbassin münden. Die Kaskadenanlage wird auf beiden Seiten von gut 539 Treppenstufen gesäumt.

Ein Wasserfall, der von vielen Bäumen umrandet ist.
© © Andreas Fischer

Weiter geht es mit dem Steinhöfer Wasserfall aus dem Jahr 1793 (nach dem sogenannten Architekten der Wasserkünste Karl Steinhöfer benannt), der sehr zum romantischen Flair der gesamten Installation beiträgt.

Von da aus fließt das Wasser unter der Teufelsbrücke in den 10 Meter tiefen Höllenteich, der 1792/93 von Heinrich Christoph Jussow angelegt wurde.

Ein historisches Aquädukt im Grünen.
© © Andreas Fischer

Als nächste Station sieht man das Aquädukt, das in Anlehnung einer römischen Wasserleitung im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Es ist wohl der höchste künstliche Wasserfall in einem künstlerisch gestalteten Garten.

Ihren Abschluss finden die Wasserspiele in der 52 Meter aufsteigenden Fontäne. Und vom Fontänenteich fließt das Wasser über Wasserfälle zum Schloßteich, dem sogenannten „Lac“.

Dieses Jahr (2021) soll die Inszenierung zum „Bergparkleuchten“ ausgebaut werden. Der Park verwandelt sich dabei in eine zauberhaft illuminierte Traumlandschaft mit Laserprojektionen und Lichtkunst. Den Höhepunkt bilden die beleuchteten Wasserspiele, die mit einer farbigen Inszenierung zu imposanten Lichtspielen werden.

Die Wasserspiele sind ein zentrales Element des Bergparks und waren als Gesamtkunstwerk im Jahr 2013 ausschlaggebend für die Ernennung zur UNESCO Welterbestätte. Sie gehen auf den Landgrafen Karl aus dem 18. Jahrhundert zurück. Die große Wasserkunst, die unter seiner Regentschaft entstand, war schon damals eine architektonische und technische Meisterleistung. Und ist bis heute in Originalfunktion erhalten.

In Deutschland sind nicht nur historische Anlagen zu finden, sondern auch moderne. Wie zum Beispiel die Klangwelle, die im Jahr 2005 in Bonn ins Leben gerufen wurde. Seit 2014 findet sie in Bad Neuenahr-Ahrweiler statt und gilt als Symbol für die Wasser- und Badestadt, die ihre Berühmtheit ihren Quellen verdankt.

Ein Wasserspiel bei Nacht, welches von vielen Menschen betrachtet wird.
© © Die Klangwelle Bad Neuenahr-Ahrweiler

Die Klangwelle ist wie die Hamburger Wasserlichtspiele eine von Musik begleitete Licht-Wasser-Präsentation. Es werden durch zahlreiche Düsen bewegliche Muster und Figuren aus Wasser erzeugt. Hinzu kommen 45 Pumpen und 800 Düsen, die insgesamt zum Einsatz kommen. Neben Fontänen und Springbrunnen wird auch eine Wasserwand (Waterscreen) gebildet.

Das Wasser wird verschiedenartig beleuchtet. Und als Besonderheit werden Laser-Animationen auf das Sprühwasser projiziert und auf der Wasserwand per Beamer Filme abgespielt. Durch Pyrotechnik kommt auch das Element Feuer hinzu. Mit Musik unterschiedlicher Genres von Klassik bis Pop zu Karnevalsliedern.

Jedes Jahr wird für die Show ein neues Drehbuch geschrieben. Über vier Akte wird eine neue Geschichte erzählt, so auch in diesem Jahr. Worum es genau geht, wird allerdings noch nicht verraten. Verantwortlich für das Drehbuch und die künstlerische Umsetzung ist Roland Nenzel, der als Künstler und Eventmanager schon für die Klangwelle in Bonn zuständig war. Die Technik und Idee der Klangwelle entwickelte die österreichische Firma Consortium Event-Technik GESMBH aus Wien.

Wer hätte gedacht, dass Wasserspiele allein in Deutschland so verbreitet sind? In unterschiedlichster Ausprägung und Umsetzung. Mal mit Licht, mal ohne. Mal mit Musik, mal mit Wasser als einziger aber nicht weniger schöner Klangkulisse.

Wie wäre es mit einer Reise von Wasserspiel zu Wasserspiel?

Folgen wir der flüssigen Spur.

Empfohlene Reiseroute

Hamburg: Wasserlichtspiele im Park Planten un Blomen
https://plantenunblomen.hamburg.de/

Hannover: Wasserspiele in den Herrenhäuser Gärten
https://www.hannover.de/Herrenhausen

Kassel: Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe
https://www.kassel.de/wasserspiele

Bayreuth: Wasserspiele in der Eremitage/Venusgrotte
www.bayreuth-wilhelmine.de

Linderhof/Ettal: Wasserspiele in Schloß Linderhof/Venusgrotte
www.linderhof.de

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Die Klangwelle
www.die-klangwelle.de

Sonstige Quellen:

https://www.markgrafenkultur.de/portfolio-items/wasserspiele-bayreuth-eremitage/
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Wasserspiele_auf_Schloss_Linderhof.ogv https://blog.forschenfuerkinder.de/2017/08/10/wasser-wunderwelt-schloss-linderhof/
https://www.die-klangwelle.de/index.php/indexpage.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Klangwelle_Bonn